Roda Wieser – Verbindung von Handschrift, Persönlichkeit und Gesellschaft

Wer sich mit der Geschichte der Graphologie in Österreich beschäftigt, stößt unweigerlich auf Roda Wieser (1894–1986), eine Schülerin von Ludwig Klages. Sie war eine der wenigen Frauen, die im 20. Jahrhundert in diesem Feld nicht nur wissenschaftlich, sondern auch praktisch Fuß fassten: Als Sachverständige an den Wiener Gerichten und als Betriebsgraphologin für Unternehmen. Besonders berühmt wurde sie durch ihre groß angelegten Studien zur „Verbrecherhandschrift“, mit denen sie sich in der internationalen Kriminologie einen Namen machte.

In unserem Archiv finden sich nicht nur ihre Bücher, sondern auch Handschriftproben von Wieser selbst – ein faszinierender Einblick in das Leben und Schaffen einer Frau, die die Verbindung von Handschrift, Persönlichkeit und Gesellschaft mit Pioniergeist verfolgte. Dieser Beitrag möchte einen kurzen Überblick über Wiesers Biographie, ihre wichtigsten Veröffentlichungen und ihre Stellung in der graphologischen Forschung geben.

Roda Wieser studierte Politikwissenschaften und kam 1926 als Teilnehmerin an das Ausdrucksseminar von Ludwig Klages in Kilchberg bei Zürich. Bald darauf eröffnete sie in Wien eine graphologische Praxis. Sie arbeitete als Betriebsgraphologin und wurde als beeidete Schriftsachverständige an den Wiener Gerichten bestellt. Parallel dazu war sie als Assistentin am Kriminologischen Institut der Universität Wien tätig.

Ihr besonderes Interesse galt der Schriftforschung bei Straftätern, woraus mehrere grundlegende Werke hervorgingen. Später verlagerte sie ihren Fokus auf betriebsgraphologische Fragestellungen. Sie legte praxisnahe Schriften vor, die in Fachkreisen große Beachtung fanden. Wieser gilt als eine der wenigen Frauen ihrer Zeit, die sich im Spannungsfeld von Psychologie, Kriminologie und Graphologie nachhaltig einen Namen machten.

Ausgewählte Veröffentlichungen von Roda Wieser

•   Die Verbrecher-Handschrift. I: Die Handschrift der Betrüger, Diebe und Einbrecher. Julius Springer, Wien 1930.
•   Die Verbrecherhandschrift. II. Julius Springer, Wien 1934.
•   Persönlichkeit und Handschrift. Ernst Reinhardt, München/Basel 1956 (mit 22-seitigem Schriftproben-Beiheft).
•   Mensch und Leistung in der Handschrift. Aus der Praxis der Betriebsgraphologie. Ernst Reinhardt, München/Basel 1960.
•   Grundriss der Graphologie. Ernst Reinhardt, München/Basel 1969.
•   Handschrift, Rhythmus, Persönlichkeit. Eine graphologische Bilanz. Bonn 1989 (erweiterte Neuausgabe).