Federkiel & Tintenhorn

„Federkiel & Tintenhorn“ lautet das Thema der bis 22.03.2020 andauernden Ausstellung im Rätischen Museum (Chur, Schweiz). Gezeigt wird, wie die Handschrift den Alltag eroberte indem sie aus den damaligen Schreibstuben der Klöster, in denen sich Mönche und Nonnen mit prächtig verzierten Handschriften befassten, heraustrat. Der Wandel wird mit zahlreichen historischen Handschriften aus Graubünden illustriert. Parallel wird auch die Entwicklung der Schreibkultur aufgezeigt.

Die Reise beginnt bei der Geschichte der Schrift:

  • Altägyptische Hieroglyphen (3000 v. Chr. – 400 n. Chr.)
  • Sumerische Keilschriften in Mesopotamien (3000 v. Chr. – 100 n. Chr.)
  • Phönizisches Alphabet im Nahen Osten (1000 v. Chr. – 500 v. Chr.)
  • Griechisches Alphabet (um 900 v. Chr.)
  • Etruskische Schrift (um 900 v. Chr. – 100 v. Chr.)
  • Römische Capitalis monumentalis (ab 700 v. Chr.)
  • Römische Kursive (1.-6. Jh.)
  • Unziale (3.-8. Jh.)
  • Merowingische Buchschrift (8. Jh.)
  • Rätische Minuskel (um 745-830)
  • Karolingische Minuskel (9.-12. Jh.)
  • Gotische Minuskel (12.-14. Jh.)
  • Textura (13.-15. Jh.)
  • Gotische Kursive (12.-15. Jh.)
  • Französische Bastartda (14./15. Jh.)
  • Humanistische Minuskel (15. Jh.)  

Im Früh- und Hochmittelalter ist das Schreiben ist noch eine exklusive Kunst. Man sieht Skriptorien (Schriftmanufakturen der Klöster), kaiserliche und königliche Urkunden, Siegelurkunden, Notariatsurkunden und private Urkunden.

Deutlich wird auch, dass Schreiben ein Handwerk ist: Mit Griffel, Pinsel, Federkiel, Tinte, Tintenhorn schreibt man auf Papyrus, Pergament, Papier oder Wachstafeln.  Es war auch körperlich anstrengend, denn der Unterarm durfte nicht auf das Pergament oder Papier aufgestützt werden, um den kostbaren Untergrund nicht zu verunreinigen.

Mittels Schrift regelt man Alltagsleben, sorgt für das Seelenheil, verwaltet und verordnet, schliesst Bündnisse und vermittelt Wissen. 1937 begann man damit, sämtliche Graubünden betreffende Urkunden zu sammeln und zu veröffentlichen. Heute stehen diese Artefakte jedermann offen, auch in digitalisierter Form.