Handschrift eine zentrale Kulturtechnik?

Die Bildungsministerin Schleswig-Holsteins, Karin Prien, führte im September 2019 mit der ZEIT ein Interview (Nr. 40/2019). Hier sagte sie, dass man „zum Beispiel durch die Bamberger Handschrift-Studie oder die Studie zur Handschrift in der digitalen Welt der Mercator-Stiftung“ wisse, „dass eine flüssige und lesbare Handschrift das Arbeitsgedächtnis entlastet und damit Raum schafft für das richtige Schreiben und für die Textqualität“. So zu schreiben fördert somit die Rechtschreibung, aber auch den Lernerfolg, die Feinmotorik, die Ästhetik und die Kulturtechnik des flüssigen Schreibens mit der Hand an sich.

Die obigen Ergebnisse werden auch durch die im Schuljahr 2020/2021 durchgeführte STEP-Studie 2022 („Studie über die Entwicklung, Probleme und Interventionen zum Thema Handschreiben„) bestätigt. An dieser Studie haben ca. 850 Lehrkräfte aus dem Primar- und Sekundarbereich teilgenommen. Nachfolgend einige Gedanken von Lehrerinnen zum Thema „Handschrift als zentrale Kulturtechnik“ und „Schreiben mit der Hand“:

Wichtigkeit des Schreiben-Lernens
Gedanken von Lehrerinnen im Rahmen der STEP-Studie über die Wichtigkeit des Schreiben-Lernens

Als Kulturtechnik hat das Schreiben mit der Hand sowohl unter Lehrenden als auch unter Lernenden weiterhin einen hohen Stellenwert. Kulturtechniken sind „durch Erziehung vermittelte Fähigkeit, die die Aneignung, Erhaltung und Verbreitung von Kultur“ (vgl. DWDS) ermöglichen. Kultur wiederum bedeutet die „Gesamtheit der von der Menschheit im Prozess ihrer Auseinandersetzung mit der Umwelt geschaffenen und ihrer Höherentwicklung dienenden materiellen Güter sowie der geistigen, künstlerischen und moralischen Werte“ (vgl. DWDS). Übertragen in die tägliche Praxis, besonders an Schulen, könnte dies Folgendes bedeuten:

  • Üben Sie mit ihrem Kind das Schreiben mit der Hand
  • Nutzen Sie Freistunden, um das Interesse für Geschriebenes zu wecken (Briefe schreiben, Tagebuch, Kalligraphie, Handlettering etc.)
  • Schreiben Sie selbst mal wieder – z. B. eine Postkarte statt einer elektronischen Kurznachricht
  • Haben Sie auch immer Ihr Notizbüchlein griffbereit?

Nicht zuletzt gilt weiterhin Goethes Wort im Faust:

Denn, was man schwarz auf weiß besitzt, // Kann man getrost nach Hause tragen.

Faust I, Vers 1966 f.

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